

Ketogene Aminosäuren sind der Motor der Ketose. Etwas Grundwissen in Biochemie hilft Keto-Einsteigern und –Erfahrenen beim Feintuning ihres Stoffwechsels.
Nicht zu viele Proteine essen, lautet eine Grundregel der ketogenen Ernährung. Das stimmt zwar – aber es gibt Nuancen. Denn Protein ist nicht gleich Protein!
Der Körper kann ein Übermaß an Eiweiß in Glukose verwandeln, und das macht den exzessiven Protein-Konsum gefährlich. Wenn Insulin ausgeschüttet wird, kann der Körper vom Fett-Stoffwechsel in den Kohlenhydrat-Stoffwechsel zurückspringen. Bestimmte Proteine jedoch sind ein wichtiger Baustoff für die Ketonkörper – und diese müssen über bestimmte Nahrungsmittel zugeführt werden, da der Körper sie nicht selbst bilden kann.
Wer also auf die Proteinzusammensetzung seiner Nahrung achtet, kann die Stoffwechselvorgänge in seinem Körper gezielter steuern. Und – Achtung Keto-Einsteiger! – das kann die Umstellungsphase deutlich verkürzen und die Symptome der Keto-Grippe lindern.
Was sind Aminosäuren?
Nicht umsonst gelten Proteine – umgangsprachlich: Eiweiße – als die Grundbausteine des Lebens. Sie sind der Baustoff für Muskeln, Gewebe und Knochen, für Haare, Zellen und Nägel, für Antikörper und Hormone. Proteine liefern üblicherweise keine Energie, sie sind vor allem für den Transport von Sauerstoff und anderen lebenswichtigen Stoffen im Körper zuständig.
Biochemisch gesehen bestehen Proteine aus einer Verkettung von über 100 Aminosäumen, also chemischen Verbindungen mit einer Aminogruppe und einer Carbonsäuregruppe. Es gibt etwa 20 verschiedene Aminosäuren, die alle spezifische Funktionen im Körper haben, und die untereinander nahezu unendlich viele Bindungen eingehen können. Bei der Mehrzahl handelt es sich um sogenannte glucogene Aminosäuren, die in Glukose umgewandelt und als Energiequelle genutzt werden können. Nur zwei Aminosäuren, Lysin und Leucin, sind ketogene Aminosäuren, die zu Ketonkörpern abgebaut werden können. Die dritte Gruppe besteht aus kombinierten Aminosäuren, die sowohl ketogen als auch glucogen verwendet werden können.
Ketogene Aminosäuren werden auf direktem Weg in den Ketonkörper Acetoacetat umgewandelt. Sind sie in ausreichender Menge vorhanden, steigert das die Anzahl an Ketonkörpern, die die Leber ansonsten nur aus Fett herstellen kann. Doch bei Lysin und Leucin handelt es sich um essentielle Aminosäuren: Der Körper kann sie nicht selbst bilden, daher müssen sie mit der Nahrung aufgenommen werden.
Das ist eine gute Nachricht für alle, die dauerhaft in Ketose leben wollen: Über die ketogenen Aminosäuren verfügen sie über einen sensiblen Steuerungsmechanismus für ihren Stoffwechsel, der den Körper dauerhaft im optimalen Ketose-Bereich hält. Von besonderem Vorteil sind ketogene Aminosäuren für Keto-Einsteiger. Denn nach dem Verzicht auf Kohlenhydrate muss der Körper zunächst bestimmte Enzyme und Hormone bilden, bevor er Ketonkörper aus Fett herstellen kann. Ketogene Aminosäuren sind in dieser Situation die perfekte Starthilfe: Wer die passenden Lebensmittel isst, veranlasst eine erhöhte Produktion von Acetoacetat und kann auf diese Weise die Stoffwechselumstellung beschleunigen und die Symptome der Keto-Grippe abschwächen.
Leucin dient unter anderem als Energiequelle für die Muskeln. Es kann zudem eine schützende Wirkung auf die Leber haben und Schäden durch Alkohol vermindern. Nicht nur Leistungssportler haben einen erhöhten Leucin-Bedarf, auch wer unter Stress, Essstörungen oder bestimmten Leber- sowie Nierenerkrankungen leidet, kann zu niedrige Werte haben.
> Leucin ist enthalten in den ketogenen Lebensmitteln Rindfleisch, Hammelfleisch, Hühnchen, Schweineleber, Hering, Lachs, Heilbutt, Sardinen, Nüssen, Eiern und Milchprodukten.
Lysin ist die wichtigste ketogene Aminosäure. Sie fördert nicht nur die Fettverbrennung, sie kann auch Knochengesundheit, Immunsystem und Kalziumaufnahme verbessern, LDL-Cholesterin senken sowie vor Migräne und Stress schützen. Leistungssportler, Veganer und Vegetarier müssen besonders auf die ausreichende Versorgung mit Lysin achten.
> Lysin ist enthalten in den ketogenen Lebensmitteln Thunfisch, Garnelen, Hähnchen, Parmesan, Schweinefleisch und Rindfleisch.
Wer sich ausgewogen mit vielen unverarbeiteten Lebensmitteln ernährt, dürfte kaum unter einem Mangel an ketogenen Aminosäuren leiden. Nur Leistungssportler und alle, die die ketogene Ernährung mit einer vegetarischen oder veganen Lebensweise verbinden, sollten besonders auf die Zufuhr geeigneter Lebensmittel achten. Für sie kann auch ein hochwertiges Proteinpulver von Nutzen sein.